*An Berge und Wind: Du darfst dich hommagiert fühlen!^.~
Ich bin nun also Tatsache schon einen Monat in Japan und was soll ich sagen? Mir gefällt es hier immer besser! Besonders gefreut habe ich mich über den Ausflug mit Rina (meiner studentischen Tutorin) nach Tateyama (館山), der am letzten Sonntag (02.05.) stattfand. Dort habe ich auch endlich mal Meer (genauer: den Pazifik) gesehen, denn, obwohl Chiba eine Hafenstadt ist, merkt man zumindest in Inage davon nicht besonders fiel...
Zunächst klär ich euch aber erstmal darüber auf, wo Tateyama denn überhaupt zu finden ist. Dazu habe ich euch ein kleines Kärtchen besorgt, auf dem ihr die Präfektur Chiba abgebildet seht. Der rötlichere Fleck im Süden stellt Tateyama-Stadt dar. Der bläulichere Fleck im Norden der Tokyoter Bucht ist Chiba-Stadt. Mit der Bahn dauert eine Fahrt von Chiba nach Tateyama circa anderthalb Stunden.
Der Ausblick aufs Meer, malerisch in kleineren Buchten gelegene Dörfer und Städtchen sowie auf Hügeln thronende Tempel versüßen die lange Reise jedoch. Zudem grüßen recht bald die ersten Palmen. So ist auch das Erste, was man sieht, wenn man den Bahnhof von Tateyama verlässt, eine stattliche Palme, umgeben von bunter Bepflanzung. Auch der Bahnhof selbst macht einen sympathischen Eindruck, da er vor allem innen dezent an Kolonialstil erinnert und so an südlichere asiatische Gefilde gemahnt (das ist sicher tourismusbedingte Absicht).
Auf unserer Suche nach etwas Essbarem (wir kamen zur Mittagszeit in Tateyama an) begegnete Rina und mir dann auch ein Café mit ziemlich interessantem Namen, wobei mir nicht ganz klar ist, was der Café-Inhaber mit diesem so genau bezweckt, aber für einen Deutschen ist der ziemlich lustig und etwas anheimelnd, denn er lautet: Opa. Ganz recht! Das Beweisfoto seht ihr ja neben diesen Zeilen.
Nachdem wir unseren Hunger mit belegten Brötchen von einem chinesischen Becker gestillt hatten, ging unser Weg dann auch gleich zum Meer, denn das wollte ich ja unbedingt endlich mal sehen. Unterwegs kamen wir durch eine Wohnsiedlung, die mit ihren weißgetünschten Häusern, roten Ziegeldächern und für japanische Verhältnisse großzügigen Gärten auch allerei Südsee-Feeling verströmte. Aber der Star des Tages war trotzdem der Pazifik!
Zumindest war er neben dem Schloss von Tateyama (館山城, Tateyama-jô) eines von zwei Tages-Highlights und die zahlreichen Stege am Ufer boten auch die Möglichkeit den zweiten Star mal ohne Oberleitungen vor der Linse aus der Ferne und von unten zu fotografieren. Was ich natürlich sofort gemacht habe. So hatte ich schließlich auch gleich das eigentliche Tagesziel zur Orientierung vor Augen.^.^'
Unterwegs zum Schloss kamen wir neben weiteren recht ansehnlichen Wohnhäusern auch an einigen Tempelchen vorbei und am Fuße des Schlossberges fand ein kleines Jazz-Festival statt. Den steilen Berg hinauf sind wir unter mancherlei Schatten spendenden Gehölzern gelaufen (man hätte auch ein Taxi nehmen können), was für Rina aber ziemlich anstrengend war... Naja, geschafft haben wir es trotzdem beide und belohnt wurden wir mit dem Anblick rechts.
Das Schloss beherbergt auch ein kleines Museum, das der Geschichte eines berühmten japanischen Romans aus der Edo-Zeit (江戸時代, 1603-1868) gewidmet ist. Dieser Roman, der zum Genre des gesaku (戯作, kurz gefasst eine vormoderne Form des oft historisch angehauchten, aber meist dennoch fiktiven Trivialromans) gezählt wird, hat den Titel Nansô Satomi Hakkenden (南総里見八犬伝, die Geschichte der acht Hunde aus dem Hause Satomi in Nansô) und wurde von Takizawa Bakin (滝沢馬琴, 1767-1848) in 106 Bänden über 28 Jahre (1813-1848) hinweg verfasst.
Im Hakkenden (八犬伝), wie man den Romantitel auch abkürzt, geht es natürlich nicht um Tiere, sondern um die Erlebnisse von acht Kriegern, die allesamt das Zeichen für Hund (犬), welches man ken oder inu lesen kann, im Namen tragen. Angesiedelt ist der Roman unter anderem auch in Tateyama, denn Nansô (南総) bedeutet soviel wie der Süden der Bôsô-Halbinsel (房総半島), auf der die Präfektur Chiba ja größtenteils liegt.
Besonders auch bei Kindern erfreut sich der Inhalt des Romans noch heute allerlei Popilarität, da er fantasievollen Erzählstoff für zahlreiche Filme, Anime (in westlichen Gefilden ist ja besonders die 1990/91 in Japan erschienene OVA The Hakkenden von AIC bekannt), Manga und Puppentheater (nicht unbedingt Jôruri!) liefert. Zudem basieren auch einige Kabuki-Stücke auf dieser Quelle. Da der Roman illustriert erschien, gibt es außerdem jede Menge Holzschnitte zu diesem (sowie zu den jeweiligen Kabuki-Darstellern der Roman- bzw. Drama-Figuren). Von den Romanillustrationen habe ich euch denn auch zwei von Utagawa Kunisada (歌川国負, 1786-1865) 1852 angefertigte Beispiele beigefügt.
Nach diesem Crash-Kurs in japanischer Literaturgeschichte haben Rina und ich uns endlich den Ausblick vom Schlossturm gegönnt, der auch tatsächlich sehr hübsch war. Da wir beide dann recht geschafft waren sind wir nach unserer Schüssel Nudeln und einem Eis wieder nach Chiba zurück gefahren. Aber ich muss unbedingt nochmal nach Tateyama, da ich festgestellt habe, dass es dort auch einen der in Japan eher raren Tempel des Hinayana-Buddhismus und einen sehr schön in den Felsen gearbeiteten Schrein gibt. Zudem komme ich so hoffentlich wieder in den Genuss von japanischem Sunshine-Feeling. Man liest sich!^.^
Dienstag, 4. Mai 2010
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Oh ja, mein Titel hat es dir also angetan^^
AntwortenLöschenIch hoffe, ich schaffe es in meiner Zeit hier auch einmal ans Meer, aber irgendwie habe ich da noch so meine Zweifel. War sehr informativ, dein Eintrag, vor allem der hakkenden-Abschnitt. ich wusste doch, dass ich den Namen kenne^^ Irgendwie sieht das dort tatsächlich mehr nach Südsee aus, ist aber sehr hübsch. Das Schloss kann sich auch sehen lassen. Später werde ich dann auch endlich mal das Schloss in Matsumoto etwas genauer vorstellen.
Den Eintrag über das Schloss von Matsumoto hab ich ja schon wohlwollend studiert!
AntwortenLöschenDas mit dem echt japanisch Posen musste aber noch etwas üben... Wo sind die Victory-Zeichen? Und die crazy Fratzen?
Wenn wir in Shibuya sind, müssen wir das unbedingt mal in 'ner Spielhalle an so einem Fotoautomaten üben!^.^
Das Meer musst du dir schon noch vornehmen... Wobei ich nicht weiß, ob von Matsumoto aus das Japanische Meer oder der Pazifik besser ist...
Ähm, bist du blind? Da IST das Victory-Zeichen, zumindest bei dem vorm Schloss. Und nur ddarauf war es bezogen. Und auf Fratzenziehen stehe ich nicht so. Aber so ein Automatendingens muss echt mal sein...
AntwortenLöschenAn Youseitachi:
AntwortenLöschenSorry, das habe ich auf Grund der einnehmenden Schönheit des Schlosses voll übersehen... Ansosnten muss der Automat aber echt sein. Da kann man so schönen albernen Scheiß mit machen, da steh' ich voll drauf!
Dir sei verziehen. ja, für albern bin ich ja immer zu haben, ne?
AntwortenLöschenHey, du nun auch am Pazifik :-) Sollten uns mal zuwinken, vielleicht sehen wir uns :P Wuensch dir weiterhin alles Gute! Take care.
AntwortenLöschenJo! Winkewinke nach Chile!^.^
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