Samstag, 8. Mai 2010

千葉寺 (Der Chiba-Tempel)

In diesem Post stelle ich euch wieder einen Tempel vor, den ich ebenfalls im Zuge der Goldenen Woche (genauer: am 04.05.) besucht habe. Dieser buddhistische Sakralbau, der heute zur Shingon-shû gehört, soll der älteste der Stadt Chiba sein und es heisst, er sei schon 709 als 29-ter von den 33 Stätten der Verehrung von Kannon in der Gegend von Bandô (坂東, alte Bezeichnung für die Kantô-Region, die heute neben Tokyo auch die Präfekturen Chiba, Ibaraki, Gunma, Saitama, Kanagawa und Tochigi umfasst) gegründet worden, womit er auch zu den ältesten Tempeln in ganz Japan zählen würde. Bisher konnte zumindest bestätigt werden, dass gegen Ende der Nara-Zeit (奈良時代, 710-794) im heutigen Tempelbezirk an einer Verehrungshalle Dachdeckarbeiten stattgefunden haben.


Dem entgegen stammen das Eingangstor mit den zwei Wächtergottheiten (仁王門, niômon) und der Glockenturm (鐘楼堂, shôrôdô) in ihrer heutigen Ausführung aus dem Jahre 1828, während die Hauptverehrungshalle, so wie sie heute vorzufinden ist, sogar erst 1976 fertiggestellt wurde.

Aber alte Kostbarkeiten hat der Chiba-Tempel dennoch nicht wenige zu bieten. Da wären Dachziegel mit dem Muster von Kleidungstextur auf ihrer Unterseite (布目瓦, nunomegawara) aus der Nara-Zeit, sogenannte kyôzutsu (経筒, längliche Gefäße, die zum Vergraben von Sutren dienten) aus der Heian-Zeit, in Tokoname (常滑, eine Stadt im Westen der Präfektur Aichi) gefertigte Urnen (常滑焼骨壷, Tokoname-yaki kotsutsubo) aus der Kamakura-Zeit, eine aus Bronze gefertigte Hängelaterne mit Pflaumen-Bambus-Musterung (銅梅竹透釣灯籠, dô umetakesukashi tsuridôrô), die aber als staatlich anerkanntes wichtiges Kulturgut in Besitz des Nationalmuseums in Tokyo ist und aus der Muromachi-Zeit stammt, sowie eine fünfstöckige Steinpagode aus der Momoyama-Zeit (桃山時代, 1583-1602).

Soviel zu den Basics. Was mich aber zunächst ganz besonders fasziniert hat, war der riesige alte Gingko, der sofort alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, sobald man den Tempelbezirk betritt. Er soll 709 von einem Mönch namens Gyôki (行基) gepflanzt worden sein. Seine Höhe beläuft sich ungefähr auf 30m, womit er seinen berühmten Vetter im Hachiman-Schrein (八幡宮) in Kamakura überragt (das sagen zumindest die Kommittees für Bildung der Stadt und der Präfektur Chiba).

Ebenfalls sehr reizvoll war für mich der Päoniengarten, der gerade in voller Pracht zu bestaunen war. Daher habe ich zu diesem auch einige Fotos mehr ausgewählt...



Wirklich sehr ansehnlich waren zudem die Schnitzereien und Bemalungen sowohl an der Hauptverehrungshalle als auch an dem Tor der zwei Wächtergottheiten. Davon zeige ich euch natürlich auch einpaar Beispiele. Besonders mag ich ja die farbenprächtigen Schutztiere an den äußeren Enden der Querbalken des Vordaches an der Frontseite der Hauptverehrungshalle. Ich hoffe, ihr könnt das etwas nachvollziehen.^.~


Soweit also für heute! Bis zum nächsten Mal!^.^

Eine kleine Legende zu den Fotos:

1) Das Tor der zwei Wächtergottheiten aus dem Tempelbezirk gesehen.
2) Einer der beiden Wächtergottheiten, der auf der linken Seite steht und das Ende (des Lebens, des Leidens, des Universums usw.) symbolisiert.
3) Einer der beiden Wächtergottheiten, der auf der rechten Seite steht und den Anfang (des Lebens, des Leidens, des Universums usw.) symbolisiert.
4) Teile von Wurzelwerk und Stamm des Gingko mit der Hauptverehrungshalle und dem Wasserbecken zum rituellen Reinigen von Händen und Gesicht im Hintergrund.
5) Teile von Wurzelwerk und Stamm des Gingko.
6) Ein Blick auf den Päoniengarten.
7) Eine der zahlreichen Päonienblüten.
8) Überblick über die Schnitzereien und die Bemalung an der Front der Hauptverehrungshalle.
9) Bunt bemalte Schutztiere am Ende des Querbalkens vom Vordach der Hauptverehrungshalle.
10) Noch zwei der Päonienblüten.

4 Kommentare:

  1. Noch ein kleiner Nachtrag zum Thema Gingko für alle, die sich tatsächlich die Mühe machen, auch mal in den Kommentaren zu blättern: Mittlerweile könnte der Gingko des Chiba-Tempels wirklich größer als der des Hachiman-Schreins in Kamakura sein, da dieser im März diesen Jahres von einem Schneesturm entwurzelt wurde.

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  2. *lol* zu deinem Nachtrag...
    Dass Tempel Päöniengärten haben ist also nicht selten, was? Naja, der genkou-ji hier kann mit deinem vorgestellten weder in Sachen Garten noch Schönheit mithalten (vom Alter ganz zu schweigen). Jetzt bin ich neidisch!

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  3. An Youseitachi:

    Ehm ja, wie in China (da aber wohl noch mehr) ist die Päonie auch in Japan eine sehr geschätzte Pflanze. Viele Päonienarten stammen übrigens auch aus China, was diesem Umstand heutzutage bestimmt alles andere als abträglich ist. Sie ist zudem Symbol für Kultiviertheit, Schönheit und Reichtum. Im buddhistischen Kontext bringt sie aber eher Buddhas Sanftmut und Güte zum Ausdruck, daher die Häufigkeit dieser Pflanze in den Gärten von Tempeln.

    So neidisch brauchst du aber nicht sein! Ich fand, auf deinen Fotos machte der Genkô-ji auch eine sehr gute Figur! Besonders die vielen Statuen fand ich sehr interessant.

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  4. Danke für die Info! Hm, trotzdem macht deiner hier irgendwie mehr her.

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