Sonntag, 27. Juni 2010

浅草寺 (Der Sensô-ji)

Nachdem ich am Sonntag vor zwei Wochen (13.07.) mein erstes Erdbeben hinter mich gebracht habe, konnte ich den ansonsten sehr schönen Tag noch sinnvoll für einen kleinen Ausflug nach Tokyo in das Viertel Asakusa (浅草), welches unweit vom Bahnhof Ueno (上野駅) liegt, nutzen. Dabei stand für mich vor allem der Besuch des Tempels Sensô im Vordergrund. Dieser gilt nämlich als ältester buddhistischer Sakralbau der japanischen Hauptstadt und erfreut sich besonders auf Grund seines markanten Eingangstors, welches Kaminarimon (雷門, Donner-Tor) heisst, großer Popularität (die dahinter gelegene Einkaufsstraße dürfte aber auch eine sehr triftige Ursache hierfür sein).

Aber erstmal gibts noch schnell einige Hintergrundinformationen zum Sensô-ji selbst: Der Überlieferung gemäß soll er 628 gegründet worden sein. Dabei fanden zwei Brüder, die im Sumida-Fluss (隅田川) fischten, in ihrem Netz ein Standbild von Kannon, also dem Bodhisattva der Barmherzigkeit. Als sie die Statue heimbrachten, erkannte ihr Ortsvorsteher den spirituellen Wert der Figur und stellte zunächst sein Heim zur Verehrung derselben zur Verfügung. 645 entstand an diesem Ort dann der erste Tempelbau.

Ursprünglich gehörte der Sensô-ji lange Zeit zur Schule des Tendai-Buddhismus (天台宗, tendai-shû), aber nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Tempel unabhängig. Seitdem führt ihn eine lokale buddhistische Gruppierung, die eng mit der Anbetung der im Sensô-Tempel eingeschreinten Kannon-Figur verbunden ist.

Außerdem ernannte Tokugawa Ieyasu den Tempel zu Beginn der Edo-Zeit zum Sitz der Schutzgottheit seines Klans, was natürlich zur Bekanntheit und zum Reichtum des Sensô-ji beitrug. Zudem gehen einige wichtige Bauwerke des Tempels auf Stiftungen der Tokugawa-Shogune zurück.

Damit komme ich auch schon zum von mir Gesehenen!^.^' Um euch einen kleinen Eindruck vom Umfang des Tempelgeländes vermitteln zu können, habe ich euch wieder eine kleine Karte mit roter Markierung zur Verfügung gestellt (Abbildung 1)...


Mein kleiner Rundgang beginnt in diesem Post wieder an der südlichsten Spitze des Tempelbezirkes, also beim bereits erwähnten Kaminarimon. Dieses ist wieder ein achtpfostiger Torbau mit jeweils zwei Nischen für Standbilder auf der Vorder- und der Rückseite. Die Front wird vom Gott des Windes auf der linken und vom Gott des Donners auf der rechten Seite geschmückt, wobei besonders der letztgenannte für die Namensgebung des Tors verantwortlich zeichnet (ursprünglich hieß es aber tatsächlich Tor von Wind und Donner, siehe Bild 2). Errichtet wurde es in seiner heutigen Form 1960. Besonders beliebt sollen ja Fotos mit dem großen Lampion, auf dem gut sichtbar der Schriftzug mit dem Tornamen prangt, sein. Da das auch wirklich recht imposant ausschaut, wollte ich da natürlich keine Ausnahme machen (Bild 3)!^.~

Aber kommen wir zu der Welt, die sich nach dem Kaminarimon auf tut! Da erblickt man nämlich die Nakamise-dôri (仲見世通り) genannte Einkaufsstraße, für die der Sensô-ji ebenfalls bekannt ist, da es hier allerlei traditionelle Waren, wie Papierfächer, Holzdruckabzüge, Papierschirme, Kimono usw. usf. zu kaufen gibt. Das war logischerweise trotz unzähliger Menschen ganz nach meinem Geschmack! Außerdem gabs auch überall japanische Leckereien für sowohl den eher Herzhaftes als auch den mehr Süßes bevorzugenden Gaumen... Auf den Fotos 4 und 5 könnt ihr jedenfalls einen kleinen Eindruck von den Menschenmassen und der Länge der Straße gewinnen. Außerdem seht ihr auf dem vierten Bild noch ganz hinten die auf Grund von Bauarbeiten sorgfältig verpackte Hauptverehrungshalle des Sensô-Tempels.

Am Ende der Einkaufsstraße gelangt man schließlich zum Hôzômon (宝蔵門, Foto 6), was soviel wie "Schatztor" bedeutet. Dieses markiert den Eingang zum inneren Tempelbereich, in dem dann keine Läden für weltliche Belange mehr anzutreffen sind. Außerdem ist es ein zweistöckiger Bau mit Fußwalmdach, der in seinem gegenwärtigen Zustand aus dem Jahre 1964 stammt und es verfügt über die euch bereits bekannten Zwei Wächtergottheiten, weshalb es vor seinem Wiederaufbau vor 46 Jahren auch als Niômon bezeichnet worden ist.

Links neben dem Hôzômon befindet sich die eindrucksvolle fünfstöckige Pagode des Sensô-ji. Sie misst eine Höhe von circa 48 Metern und wurde 1973 wiedererrichtet (nachdem sie wie viele andere Bauten des Tempels den Bombardements Tokyos während des Zweiten Weltkriegs zum Opfer viel). Erwähnenswert finde ich noch, dass im obersten Stockwerk der Pagode aus Sri Lanka stammende Überreste von Sirddharta Gautama aufbewahrt werden sollen... Wie dem auch immer sein mag, auf dem 7. Foto könnt ihr das Bauwerk selbst in Augenschein nehmen.

Rechts vom Hôzômon befindet sich hingegen eine kleine Grünanlage mit Statuen verschiedener Bodhisattvas. Dort stehen beispielsweise mehrere Darstellungen von Jizô-bôsatsu (z.B. Bild 8). Besonders wichtig ist jedoch eine Gruppe von zwei Figuren, die unter dem Namen "der (von Tränen) nasse Buddha (Amida)" (濡れ仏, nure botoke, Foto 9) geläufig ist. Sie besteht aus Kannon (links) und Seishi-bôsatsu (勢至菩薩, Mahāsthāmaprāpta, die Kraft der Weisheit symbolisierender Bodhisattva) rechts. Beide Bodhisattvas gehen aus den mitleidvollen Tränen des Buddha Amida (阿弥陀仏, Amida-butsu) hervor und bilden mit diesem üblicherweise eine ikonografische Dreiheit, aber beim Sensô-Tempel findet man den Buddha nur in der Namensgebung der Gruppe wieder...

Nähert man sich dann der Hauptverehrungshalle, erreicht man alsbald das obligatorische Wasserbecken zum Händewaschen. Dieses hat wieder einige Besonderheiten zu bieten. Zum einen ist die Beckenüberdachung mit einem Deckenbild ausgestattet, auf welchem sich ein Drache hin und her schlängelt (Bild 10), und zum anderen läuft das Wasser aus den Mäulern einiger Drachen, die die Reittiere eines Drachengottes darstellen (Foto 11).

Tritt man dann in die Hauptverehrungshalle und verlässt man sie zur linken Seite hin, gelangt man noch zu einer weiteren Grünanlage in der sich kleinere Nebenverehrungshallen für verschiedene andere Bodhisattvas finden. Eine kleine Auswahl von Dingen, die man dort finden kann, seht ihr auf den Bildern 12 bis 16. Übrigens hatte die Laterne auf dem 16. Foto eine ganz besondere Bedeutung, da man ihr vor allem in der Edo-Zeit zuschrieb, Kinder von den Pocken heilen zu können bzw. vor einer Pockenerkrankung zu schützen.

Außerdem bin ich noch auf eine recht knuffige Darstellung der schon mehrmals erwähnten Sieben Glücksgötter gestoßen. Da ihr auf dieser endlich mal alle sehen könnt und nicht nur einpaar wenige von ihnen, muss ich euch die auch unbedingt noch zeigen (Foto 17).


Damit ihr wisst, wer welcher der Sieben Glücksgötter ist, benenne ich sie euch noch eben schnell in der Reihenfolge von links nach rechts: Der Erste ist Bishamon-ten (毘沙門天, Attribute: Dreizack und Rüstung, eigentlich im Buddhismus einer der Vier Himmelskönige), dann folgen Fukurokuju (Attribut: langer Kopf, den habe ich euch schon in meinem Eintrag über den Chiba-Schrein vorgestellt), Ebisu (恵比寿, Attribut: Fisch), Hotei (布袋, Attribute: Fächer und seine körperliche Fülle), Benten (Attribut: die Biwa genannte Laute, diese Göttin habe ich euch ebenfalls bereits im Post über den Chiba-Schrein vorgestellt), Jurôjin (寿老人, Attribut: Wanderstock) und schließlich Daikoku (大黒, Attribute: Hammer und Reissack).


Das soll es für heute gewesen sein! Ich hoffe, ihr hattet etwas Spaß bei dem kleinen Rundgang durch den Sensô-ji. Das nächste Mal folgen noch einpaar Impressionen vom Viertel Asakusa und der Umgebung des Bahnhofes Ueno. Also, bis dahin!^.^

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